JOKER


Die Sinfonie des Wahnsinns



Die falschen Joker-Fans haben einen Streifen erwartet, in dem der Wahnsinn sie begeistert und fasziniert. Der an Verrücktheit gar nicht zu überbieten ist und sich an die bisherigen Verfilmungen mit diesem Charakter anschließt. Falsch. 
Denn schon immer habe ich in diesem Charakter ein großes Leid gesehen, an dem sich andere ergötzen. Jene, die nicht weiter als bis zu sich selbst denken können und Spaß daran haben, wenn andere ausrasten und völlig austicken. Die Kunstfigur Joker bietet für eben dieses große Publikum viel Spielraum und wirkt durchaus anziehend. Mit dieser Verfilmung gelang ein Abbild hinter die Clownsmaske. 
Endlich hat es ein Film geschafft, die wahre Kraft und die pure Echtheit zu zeigen, die sich hinter dieser immer grinsenden Figur versteckt. Schonungslos, abgrundtief menschlich, hässlich, authentisch und mit einer düsteren Umgebung behaftet, die nicht  glaubhafter hätte sein können. Hier wird einem beim zusehen schon ganz komisch. Ein unschönes Gefühl in jeder Szene und bei jeder Bewegung des Schauspielers. Joaquin Phoenix brilliert in dieser Rolle des anfassbaren Wahnsinns. Man schämt sich  mit ihm, man will tiefer in den Sitz rutschen und wegsehen, doch kann es nicht. Die Wirklichkeit seiner Präsenz ist überragend. Mit kleinen Details versehen, ist dieser Schauspieler ein Kunstwerk und bringt sogar die Farbe seiner Vorgänger zur Geltung. Andeutungen zu der Art und Weise wie Heath Ledger den Joker gespielt hat, sind zu erkennen. 
Hier haben wir eine wahrhaft und nicht imitierte, sondern natürliche Version des durchgedrehten Charakters Joker
Geisteskrankheit und Verstörtheit wurde erwartet, doch was man zu sehen bekommt, ist die Realität. 
Sehenswert, aber nur für all jene, die auch bereit dafür sind und sich auf eine tiefere dramatischere Geschichte einlassen wollen, als alles bisherige, dass man von diesem Charakter gesehen hat. Und ich kann es nicht anders Beschreiben als die Sinfonie des Wahnsinns, denn die Bewegungen des Schauspielers und die Untermalung der Musik von Hildur Guðnadóttir haben mich daran denken lassen, während des ganzen Films. 


Zitat: “The worst part of having a mental illness is people expect you to behave as if you don’t.”

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